fbpx

Dass ich ein wenig zu Workaholismus neige, ist mir schon länger klar. In letzter Zeit hat meine Arbeitswut allerdings ein wenig überhand genommen. Und das, obwohl ich meinen Kund:innen immer predige, auf sich zu achten, Urlaube zu nehmen und nicht krank zur Arbeit zu gehen. Für mich selbst scheint das nicht zu gelten.

 

Wie komme ich auf dieses für mich untypische Thema?

Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen, mindestens 50 Bücher zu lesen. Also quasi jede Woche ein Buch. Ich hinke bereits hinterher, habe in den ersten beiden Monaten erst sechs Bücher gelesen. Nummer sieben und acht liegen auf dem Lesesessel bzw. Nachttisch.

Buch Nummer acht habe ich heute morgen angefangen: Chillpreneur von Denis Duffield-Thomas. Wenn das ganze Buch so gut wie die Einleitung ist, dann bin ich schnell durch. Bei diesem Zitat von Lori Greiner bin ich nämlich direkt hängengeblieben:

Entrepreneurs are the one people who will work 80 hours a week to avoid working 40 hours a week for someone else.

Unternehmer:innen sind die Menschen, die 80 Stunden pro Woche arbeiten, damit sie keine 40 Stunden für jemand anderen arbeiten müssen. Da fühlte ich mich echt ertappt und dachte mir: Darüber möchte ich schreiben.

Wie oft höre ich von Freunden oder der Familie: „Hattest du nicht deinen Job gekündigt, um nie wieder so viel zu arbeiten?“

Und tatsächlich war das mit ein Grund, weshalb ich 2012 meinen sicheren Job in der Corporate Welt mit all seinen (Un)Annehmlichkeiten gekündigt hatte. Aber eben nur ein Grund.

 

 

Wann ist zu viel zu viel?

Wenn ich nämlich ganz ehrlich zu mir bin: Ich arbeite sehr gerne und das nicht erst seit heute. Ja, ich neige zu Perfektionismus, weshalb ich oft mehr Zeit investiere, als unbedingt notwendig wäre.

Deswegen arbeite ich ja zu viel. Aber was bedeutet zu viel? Ist es zu viel, wenn ich abends keine Energie mehr für andere Dinge habe? Wenn mir die Arbeit keinen Spaß mehr macht? Wenn ich auf Termine mit Freundinnen verzichte? Wenn mein Partner sich beschwert, weil ich mich im Haushalt so wenig einbringe? Wenn ich keinen Sport mehr mache? Wenn ich auf Junkfood umsteige?

Alle genannten Dinge treffen überhaupt nicht auf mich zu. OK, außer am Wochenende mache ich nicht wirklich viel im Haushalt. Ich bin abends manchmal platt und ziehe mir dann gerne irgendwelche Soaps oder den Bergdoktor rein (oh nein, noch ein Geständnis). Meine Arbeit macht mir richtig viel Spaß – sowohl die Arbeit mit meinen Kund:innen, als auch die Arbeit an und in meinem Business. Da gehört auch die Buchhaltung dazu – strange, ich weiß. Die Termine mit meinen Freundinnen haben sich seit Monaten aus bekannten Gründen ins Virtuelle verabschiedet, finden aber nach wie vor statt. Sport mache ich auch, wenn auch nicht so regelmäßig wie im vergangenen Jahr. Und für gesundes Essen ist zu 80 Prozent der Woche auch gesorgt.

 

Na, dann passt’s doch. Oder etwa nicht?

Wenn ich mich richtig erinnere, hatte ich in diesem Jahr noch keinen einzigen freien Sonntag. Im Winter ist das nicht ganz so schlimm, in Lockdown-Zeiten sowieso nicht. Trotzdem habe ich gefühlt für alles zu wenig Zeit: für meine Hobbys, für all die Arbeit, die ich vor mir herschiebe, für meinen Partner.

Das macht mich unzufrieden.

Früher als Angestellte waren mir meine Urlaube heilig. Ich habe weder E-Mails gecheckt, noch war ich telefonisch erreichbar. Dafür war ich die restlichen 335 Tage im Jahr immer erreichbar – in der Regel klingelte mich immer irgendjemand mindestens einmal pro Woche mitten in der Nacht aus dem Bett – zu verdanken hatte ich das meiner Position als Verantwortliche für die Krisenkommunikation.

Das ist lange her. Heute ist das anders. Nachts klingelt mich niemand mehr raus. Mein Telefon ist zwischen 21 und 7 Uhr im Schlafmodus. Vor jedem längeren Urlaub – in der Regel nehme ich mir  mindestens einmal im Jahr ein bis zwei Monate am Stück frei – schwöre ich mir selber, nicht erreichbar zu sein. Selten schaffe ich das.

Finde ich alles nicht so schlimm. Und trotzdem bin ich nicht zufrieden.

Woran ich das merke? Ich muss mich zum Sport zwingen und immer öfter gewinnt mein innerer Schweinehund, der mir zuflüstert: „Kannste morgen machen.“

Trotz allem fühle ich mich voller Energie. Trotz allem macht mich das unzufrieden. So viele unerledigte Dinge.

 

Was nun?

Jammern ist überhaupt nicht meine Art. Manchmal brauche ich allerdings einfach eine Weile, um einzusehen, dass ich Dinge anders angehen muss. Auch ich bin lernfähig.

Denn ganz ehrlich: Ich habe keine Lust, den Frühling oder sogar noch den Sommer zu verpassen, nur weil ich ständig arbeite.

Der ersten Schritt ist getan: Seit dieser Woche habe ich einen virtuellen Assistenten, der mir bei einigen Dingen unter die Arme greift. Zum Beispiel bei den Grafiken für Instagram & Co. Ich gebe also Dinge ab, die mir nicht schnell und einfach von der Hand gehen. Auch wenn es Dinge sind, die mir total Spaß machen.

Einen zweiten, zaghaften Schritt, bin ich ebenfalls gegangen: Ich habe NEIN gesagt und nicht auf eigenen Umsatz verzichtet, damit jemand anderes (für umsonst) mehr Umsatz machen kann. Ich werde nämlich in Zukunft ALLE Gefälligkeiten ablehnen. „Kannst du mal eben dies, kannst du mal eben das“, wird es vorerst bei mir nicht mehr geben. Zumindest, wenn es dafür keine Gegenleistung gibt.

 

Und die Moral?

Ja, ich arbeite viel. Wahrscheinlich zu viel. Trotzdem geht es mir damit zur Zeit noch gut. Solange das so ist, werde Schritt für Schritt daran arbeiten, Dinge anders zu machen. Damit ich produktiver werde und mehr Zeit für mich gewinne. Das wird mir sicherlich mal mehr und mal weniger gut gelingen.

Und ich werde weiter bei meinen Kund:innen auf weniger Job und mehr Familie/Freizeit plädieren. Dafür bin ich schließlich da.

 

Diese Blogartikel könnten dir auch gefallen: 

Meine ganz persönliche Bucket List für 2021

Was sich 2021 in meinem Business ändert